Starkregen als Verursacher

Nach einem Starkregen berichten Geschädigte, die infolge von Rückstau aus dem Kanalnetz Wasser im Keller hatten, häufig, dass dies in den Jahren davor noch nie vorkam und man sich nicht erklären könne warum die Wassermassen nun in die Kellerräume gelangt sind.

Fast jeder kann betroffen sein

Letztendlich kann es jeden treffen, der Entwässerungsgegenstände wie z.B. Waschbecken oder Bodenanläufe unterhalb der Rückstauebene ohne eine funktionierende Rückstausicherung betreibt und einen Anschluss an das öffentliche Kanalnetz hat.

Wie kommt es zu Rückstau?

Das öffentliche Kanalnetz kann die eingeleitete Regenmenge von versiegelten Flächen bei Starkregen ab bestimmten Niederschlagshöhen nicht ausreichend schnell ableiten. Dadurch entsteht Rückstau im Kanalnetz und das Abwasser beginnt unter Druck abzufließen. Dieser Rückstau setzt sich dann aus dem öffentlichen Kanalnetz rückwärts in die privaten Entwässerungsleitungen fort, bis es dann ungehindert am tiefsten Punkt im Gebäude, meist im Keller, austritt. Das Wasser läuft, wenn der Rückstau verschwunden ist, dann wieder im Freispiegelgefälle dem öffentlichen Netz zu. Nicht jedes Rückstauereignis führt zwangsweise zu einem Schaden.

Die Betreiber von  Grundstücksentwässerungsanlagen, die häufiger Abwasser infolge von Rückstau im Keller hatten, schützen sich irgendwann mittels Rückstausicherungen oder anderen Maßnahmen gegen die Schäden.

Allerdings können auch Anlagen, die schon über Jahrzehnte ohne Rückstau betrieben werden, irgendwann betroffen sein. Was können die Gründe dafür sein?

Nachverdichtung des Siedlungsgebietes

Bestehende Siedlungsflächen, ausgenommen sind Neubaugebiete, sind bereits erschlossen und seit vielen Jahren bebaut. Damit diese Flächen entwässert werden können, wurde ein öffentliches Kanalnetz im Trenn- oder Mischsystem errichtet.

Da Bauland inzwischen rar geworden ist, wird heutzutage vermehrt auf die Hinterlandbebauung, soweit zulässig, zurückgegriffen. Das bedeutet, dass Häuser in der zweiten Baureihe, quasi im Garten eines bestehenden Gebäudes errichtet werden. Wird nun das Niederschlagswasser dieser zusätzlichen versiegelten Flächen in das Kanalnetz gegeben, erhöhen sich natürlich die gesammelten Abflüsse.

Die Zahl der Starkregenereignisse nimmt zu

Meteorologen gehen davon aus, dass die Zahl der Starkregenereignisse zunehmen wird. Dabei steigt nicht nur die Häufigkeit, sondern auch die Niederschlagshöhe. Die bestehenden Netze werden also in Zukunft bei bestimmten Niederschlägen stärker belastet. Das Kanalnetz einfach größer zu bauen ist aus verschiedenen Gründen nicht möglich und würde auch kaum Abhilfe schaffen.

Bauarbeiten am Kanalnetz

Natürlich müssen auch an einem öffentlichen Kanalnetz ständig  Erweiterungen und Sanierungen durchgeführt werden. Der Kanalnetzbetreiber und insbesondere auch der Gebührenzahler haben aus Gründen des Werterhalts und der Betriebssicherheit ein Interesse an solchen Maßnahmen.

Häufig müssen die neu zu bauenden oder zu sanierenden Kanalnetze für die Dauer der Arbeiten außer Betrieb genommen werden. Das Abwasser wird dann temporär bspw. mittels Pumpen weitergeleitet. Findet nun ein schwer vorhersagbares Starkregenereignis innerhalb dieser Zeit statt, entsteht häufig Rückstau, da die Pumpenleistungen auf die zu erwartenden Abflüsse im Normalbetrieb ausgelegt werden.

Fazit

Jeder der Entwässerungsgegenstände wie z.B. Waschbecken oder Bodenanläufe unterhalb der Rückstauebene ohne eine funktionierende Rückstausicherung betreibt und einen Anschluss an das öffentliche Kanalnetz hat, kann durch Abwasserrückstau geschädigt werden. Bislang ausgebliebende Schäden sind kein Indikator für ausbleibende Schäden in der Zukunft. Eine zunehmende Verdichtung der Siedlungsgebiete, Klimaveränderungen und Arbeiten am Kanalnetz können das Abflussverhalten im öffentlichen Kanalnetz nachteilig verändern.

Betreiber einer privaten Grundstücksentwässerungsanlage mit tiefliegenden Bodenabläufen oder anderen Entwässerungsgegenständen sollten sich darauf einstellen und Vorsorge treffen.